Biosphärenregion Spessart vor dem Aus?

Spessartbund informierte sich über Möglichkeiten eines länderübergreifenden Schutzgebietes

Wandern und Naturschutz gehören zusammen. Das findet zumindest der traditionsreiche Spessartbund, der bereits seit über 100 Jahren mit vielfältigen Angeboten im Kulturraum Spessart aktiv ist und mehr als 5000 Kilometer Wanderwege betreut. Wäre in diesem größten zusammenhängenden Gebiet aus Laubmischwäldern nicht auch ein Biosphärenreservat denkbar? Und welche Vor- und Nachteile würde eine Umsetzung mit sich bringen?

Über dieses Thema informierten sich knapp 50 aktive Mitglieder des Spessartbunds bei ihrem Naturschutzstammtisch vergangene Woche.

Im Wanderheim der Ortsgruppe „Wanderfreunde Laufach-Hain“ begrüßte sie Referent Dr. Bernd Kempf, Vorsitzender des Vereins „Freunde des Spessarts“. Der Kleinwallstädter sprach sich eindeutig für eine Biosphärenregion aus: „Seit Jahren beschäftigen wir uns mit dem Thema und waren oft in der Rhön und anderen Gebieten unterwegs. Ehrlich gesagt, habe ich noch niemanden getroffen, der gesagt hat, wir wollen wieder aussteigen.“

Nachdem Kempf die „Zehn guten Argumente“ seines Vereins für eine Biosphärenregion Spessart vorgestellt hatte, kam er auf das aktuell größte Hindernis zu sprechen: Die Kernzone, in der die Natur sich weitestgehend selbst überlassen bleibt, müsste mindestens drei Prozent der Gesamtfläche einnehmen. Laut Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2023 wären das etwas mehr als 5.000 Hektar. Davon könnten Städte und Gemeinden 1.000 Hektar und die Bayerischen Staatsforsten weitere 2.000 Hektar „bereits stillgelegter Flächen“ aufbringen – zu mehr ist der Freistaat nicht bereit.

Allerdings wurde der hessische Spessart bisher außen vorgelassen, da man der Ansicht war, eine Umsetzung sei in einem Bundesland vorerst einfacher zu realisieren. Läge hier vielleicht ein Lösungsansatz?

Auch bei den beteiligten Lokalpolitikern ist die anfängliche Euphorie abgeflaut. Im Juli haben zwei bayerische Landkreise entschieden, derzeit keine Anträge für ein Biosphärenreservat Spessart zu stellen. Zahlreiche Naturschutzverbände, Dr. Bernd Kempf mit seinen „Freunden des Spessarts“ und auch der Spessartbund wollen jedoch nicht so schnell aufgeben.

In seinem Positionspapier „Biosphärenregion – Chancen für mehr Lebensqualität, die Natur und den Kulturraum Spessart“ schreibt der Wanderverein: „Durch seine ehrenamtliche und dezentrale Organisationsstruktur erfüllt der Spessartbund geradezu ideal alle Voraussetzungen für eine Meinungsbildung aus der Basis heraus zu einem möglichen Biosphärenreservat. Wir legen großen Wert auf eine eigene beteiligungsorientierte Vorgehensweise über die Mitglieder in den Ortsgruppen und Gauen sowie der Fördermitglieder. Die Gau- und Ortsgruppen-Vertreter*innen werden gebeten, an ihrer Basis mit den kommunalen Behörden und Naturschutzorganisationen in Bezug auf das Biosphärenreservat eng zusammen zu arbeiten. So wird die notwendige und gewünschte Meinungsbildung von unten optimiert.“

Text: Sabine Graf

Zahlreiche Teilnehmer besuchten den Stammtisch
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Dr. Bernd Kempf sprach sich eindeutig für eine Biosphärenregion aus
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Kunkel stellte sein neues Buch vor
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Über dieses Thema informierten sich über 50 aktive Mitglieder des Spessartbunds
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„Zehn gute Argumente“
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Dr. Bernd Kempf referierte beim Spessartbund über die Vorteile eines überregionalen Schutzgebiets.
Bild: Freunde des Spessarts

Dunkle Wolken über dem Spessart – Steht das Biosphärenreservat vor dem Aus?
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