“Abseits” beim Wandern

Spessartbund-Ortsgruppe veranstaltet erste Feierabendwanderung

Mitte August hatten die Bad Orber Mitglieder des Spessartbundes gleich zwei „Premieren“ zu bieten: ihre erste Feierabendwanderung und den Empfang von Mitwanderern anderer Ortsgruppen. Aus dem ganzen Kreis waren sie angereist, aus Gelnhausen, Bad Soden-Salmünster, Jossgrund und sogar aus dem bayrischen Karlstein – alle wollten den Spessart rund um den 460 Meter hohen Pfarrküppel bei Bad Orb kennenlernen.

Das Gebiet ist gekennzeichnet von dichtem Mischwald. Hohe Buchen und Eichen säumen den Weg. An heißen Tagen verströmen Kiefern ihre ätherischen Öle. „Ich habe ein altes Foto von 1820 gesehen, da war hier oben fast alles kahl“, erinnerte sich Wanderführerin Kerstin Zischka. Damals sei das Holz noch für die Saline gebraucht worden, die eine wichtige Erwerbsquelle für die Bevölkerung darstellte.

Nach dem obligatorischen „Schuhtest“ führte Zischka die bunte Gruppe zu markanten Stellen an der mehr als sechs Kilometer langen Strecke. Da gab es ein verschlungen gewachsenes Baumpaar, die Bieberer Hütte sowie eine knorzige Eiche mit einem Sinnspruch.

Besonders angetan hat es der Bad Orberin das so genannte „Jägerskreuz“ aus dem Jahr 1727. „Damals ist hier ein Jägersmann von Wilderern erschossen worden“, erzählte sie. „Jedes Mal, wenn ich hier vorbeigehe, halte ich kurz an und denke an den Mann. Man sagt ja auch ´Ein Mensch ist so lange nicht tot, wie man über ihn spricht´“.

Viel gesprochen wurde freilich, denn beim Wandern lässt sich für gewöhnlich gut plaudern und diskutieren. Freude über die Möglichkeit einer geführten Wanderung nach Feierabend kam genauso zum Ausdruck wie Diskussionen über mögliche Windräder und die Abhilfe bei Insektenstichen durch Pferdemückenmilch.

„Stopp!“, hörte man allerdings Kerstin Zischka ab und an rufen. Immer dann nämlich, wenn sich im Gespräch oder innerer Versenkung befindliche Wanderer zu weit nach vorne gewagt hatten – quasi das „Abseits“ beim Wandern. Wanderführer würden grundsätzlich nicht überholt, informierte Zischka. Sie trage die Verantwortung und da es immer zu unvorhergesehenen Pausen oder Abzweigungen kommen könne, sollte die Gruppe stets zusammenbleiben.

So trafen sie dann auch gemeinsam nach rund 90 Minuten in der frisch renovierten Fleischmannhütte ein, wo Vereinsmitglieder bereits ein reichhaltiges Büfett aufgebaut hatten. Ziehharmonikamusik untermalte das gemütliche Beisammensein, das zu einer guten Wanderung dazugehört.

Die Spessartbund-Ortsgruppe Bad Orb hat in diesem Jahr noch einiges vor. Eine Wanderung entlang der „Bieberer Acht“ in Biebergemünd am 19. Oktober, der erste Teil zu „Peter von Orb“ am 16. November, eine Familienwanderung am 23. November, die Nikolaus-Wanderung am 30. November sowie regelmäßige Abendwanderungen stehen auf dem Programm. Genauere Informationen finden Interessierte auf dem aktuellen Wanderplan bei den öffentlichen Aushängen am Untertor in Bad Orb. Auch Wanderführerin und Vorsitzende Kerstin Zischka steht unter der Telefonnummer 0160-5685301 oder per E-Mail an kerstin-zischka@t-online.de mit Informationen bereit.

Text und Fotos: Sabine Graf

Wanderführerin Kerstin Zischka (grünes T-Shirt) informierte die Gruppe über den Bad Orber Mischwald.

Foto: Sabine Graf

Mit einem Sinnspruch lädt diese alte Eiche in der Nähe des Jägerkreuzes von 1727 zum Innehalten ein.

Foto: Sabine Graf

An der frisch renovierten Fleischmannhütte sorgte die Ortsgruppe für eine ausgelassene Schlussrast.

Foto: Sabine Graf

Zu einer gemütlichen Wanderhütte gehört auch Ziehharmonikamusik, finden die “Spechte”.

Foto: Sabine Graf

“Sich regen, bringt Segen”, das wusste auch Adam Geipel, der sich viele Jahre für den Verein engagierte und diesen Teller gestaltete.

Foto: Sabine Graf