Naturnahe Gewässerentwicklung Thema eines Seminars

Alsberger Dorfverein

Im Großraum Rhein-Main befinden sich einige Fließgewässer in einem unnatürlichen Zustand. Durch jahrhundertelange Begradigungen und verschiedene Baumaßnahmen, wachsende Einwohnerzahlen sind viele Fließgewässer renaturierungsbedürftig; ebenso steigt die regionale Hochwassergefahr. Diesem Thema widmete sich die Gemeinnützig Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung mbH (GFG) im Rahmen eines Seminars mit Vertreter*innen von Naturschutzvereinen und Wandervereinen. Eingeladen war auch Richard Pfahls vom Alsberger Dorfverein, der Mitglied im Spessartbund ist. Solche Veranstaltungen finden in gewissen Zeitabständen mit Erfahrungsaustausch und Exkursion statt, um Renaturierungsmaßnahmen vorzustellen. Moderiert wurde die Veranstaltung unter anderem von Gabriele Ditter vom Büro für Gewässerökolgie; Bürgermeisterin Sylvia Braun aus Bruchköbel begrüßte die Teilnehmer*innen. Anwesend waren auch Vertreter*innen vom Mainz-Kinzig-Kreis sowie vom Regierungspräsidium Darmstadt.

Zunächst wurde das Projekt Krebsbach vorgestellt, ein Bachlauf zum Nachbardorf Rüdigheim mit einer Länge von 12 km, berichtet Pfahls. Die Planungen begannen in 2009, Baubeginn 2011. Der Bachlauf wurde in Schlangenlinien verlegt, die Böschung abgeflacht und mit Ufergehölz bepflanzt. Die floristische Entwicklung nach einigen Jahren konnte bei der Exkursion begutachtet werden. Es entstanden Baukosten von 120.000 bis 130.000 €. Hangseitig blieb der alte Ufergehölzbestand erhalten, Talseitig wurden Maßnahmen durchgeführt. Sukzessiv entwickelten sich Springkraut und Brombeere stärker als erwartet. Durch längerfristige Beobachtung wird eine Neophytenkontrolle durchgeführt, beispielsweise, um das Springkraut nicht zu stark werden zu lassen, so Pfahls weiter. Zur Freude aller Teilnehmer hatte sich ein Biber eingefunden, berichtet Pfahls. Ob er sich dauerhaft ansiedeln wollte, blieb allerdings unklar.

Das zweite Objekt der Besichtigung liegt am Ortsrand von Bruchköbel. Hier wurden zeitlich versetzt einige Maßnahmen durchgeführt. Die Bepflanzung war jünger aber das Objekt steht unter gleicher Beobachtung wie beim Krebsbach. Sehr interessant war nach Pfahls ein Objekt, das erst im Sommer 2021 fertiggestellt wurde. Der Bachlauf befindet sich unmittelbar neben einer Bahnstrecke. Die Bahndammseite ließ man weitgehend unberührt. Zur Auenwiese hin konnte man den geschwungenen Bachlauf sehr deutlich sehen mit abgeschrägter Böschung und Inselbildung. Für Spaziergänger und Besucher ist durch ein Uferkiesbett ein Besuch des fließenden Wassers bequem möglich, so Pfahls. Im Gewässer wurde auch Totholz eingebaut aus anstehenden Bäumen. Hier gab mein eine Übersicht über die Abläufe einer solche Baumaßnahme mit allen Problemen, die im Verlauf auftreten können.

Auftraggeber ist die Gemeinde, wegen der Nähe zum ehemaligen Militärstandort Kilianstädten sind auch normale Wiesenflächen nicht frei von Bomben und Granaten im Boden. Wegen des Naturschutzes (Brut-und Setzzeit) sollte von Beginn der Vegetation bis in den Sommer keine Baumaßnahme an Ufern von Fließgewässern durchgeführt werden. Der Bodenschutz verbietet die Arbeit bei nassem Boden, weil dann die Schäden zu groß werden können. Damit verkleinert sich das Zeitfenster zum Arbeiten ganz erheblich. Nach Pfahls sind solche Renaturierungsmaßnahmen ein wichtiger Beitrag zum wohnnahen Naturschutz.

 

Text: Peter Völker

Foto: Richard Pfahls

Foto: Richard Pfahls