Spessartbund wandert auf dem Jakobswege

Vom 7. bis zum 15.09.2025 wanderten 38 Teilnehmer auf einem französischen Teilstück des Jakobsweges in der Auvergne. Die Reise wurde gewohnt professionell organisiert und durchgeführt von Ilario Favaro von Favaro’s Touristik; für die Wanderführung war erneut Uwe Brüggmann, Vizepräsident des Bayerischen Wanderverbandes, verantwortlich. Viele waren nicht das erste Mal zusammen unterwegs, aber auch Wander-Neulinge wurden schnell integriert und bereicherten die Gruppe. Auf der Route lagen zwei, zum UNESCO-Welterbe erklärte Abschnitte des Jakobsweges und ein Highlight jagte das nächste.

Zu Beginn bestaunte man bei allerbestem Wetter die Farbenpracht des weltberühmten Chagall-Fensters von Sarrebourgh/Lothringen und erlebte bei einer Führung durch Nancy, die charmante Mischung aus goldglänzender Renaissance und deftigem Mittelalter. Viel Spaß gab’s am Abend beim heiteren Abendessen-Quiz, als die Französischkenntnisse nicht mehr ausreichten. Am Folgetag war die Besichtigung des pittoresken Ortes Vézelay mit seiner beeindruckenden Basilika und die erste, ca. 8 km lange Wanderung zum Weiler Foissy angesagt. Nach einer Übernachtung unterwegs beeindruckte die, am Beginn der Pilgerroute Via Podiensis gelegene Stadt Le Puy-en-Velay mit ihrem Dom, der begehbaren Marienstatue sowie der auf einem Basaltsporn thronenden Chapelle St. Roche, zu der 285 Stufen hinaufführen. Die Aussicht von der Kapelle mit den Originalfresken aus dem 11. Jahrhundert war umwerfend. Am Abend erfreute man sich an einer kunstvollen Illumination vieler Gebäude der mittelalterlichen Stadt. Hier begann am nächsten Morgen mit einem Segen auch die ca. 16 km lange Etappe entlang einer spektakulären Basalt-Abbruchkante. Durch die für das Zentralmassiv typischen kleinen Weiler aus Basaltbruchsteinen wanderte man zur malerischen Kapelle des Heiligen Rochus aus dem 11 Jahrhundert.

Am Abend nahm die Gruppe für 4 Nächte in der Nähe von Nasbinals Quartier im Hotel Relais de L’Aubrac, das einsam auf der kargen Hochebene des Aubrac an einer mittelalterlichen Brücke liegt. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit mit Favaro’s Touristik war die Begrüßung herzlich und bereits beim ersten Apperetiv wurde vielsprachig gescherzt. Die erste Welterbe-Strecke von ca. 16 km führte von Nasbinals nach St. Chély. Trotz Wind und Regen beeindruckte die wilde Schönheit dieser Landschaft. Zur Mittagsrast traf man am uralten Pilgerhospitz „Le Dormerie“, am Col d’Aubrac, auf über 1300 Meter Höhe, ein. Später war die Beinmuskulatur gefragt als es über Reste einer uralten römischen Straße viele Kilometer bergab ging.  Mancher Neuwanderer war überrascht über die sportliche Vielseitigkeit des Wanderns. Den Abschluss machte eine Führung in der Käserei Jeune Montagne in Laguiole. 13 Kilometer und ein weiterer, strammer Abstieg durch Kastanienwälder ging tags darauf ab St. Chély erneut ordentlich in die Beine. Kurz vor dem Ziel ließ es sich Ilario Favaro nicht nehmen, die Wandernden mit einem französischen Imbiss zu empfangen und sie die letzten Meter bis nach St. Come-d’Olt, dem schönsten Dorf Frankreichs, zu bringen. Ein Spaziergang durch die alten Gassen rund um die Kirche mit dem verdrehten Turm musste einfach noch sein, bevor in der Unterkunft ein köstliches Abendessen mit „Aligot“, einer lokalen Spezialität aus Kartoffeln und Käse, wartete. Der zweiter UNESCO Welterbe-Abschnitt führte von Espalion, mit seiner beeindruckenden Kirche und der mittelalterlichen Pilgerbrücke, nach Estaing. Es regnete wieder, weshalb man die Tour auf 10 km kürzte und erst an der romanischen Kirche St. Pierre de Bessuéjouls mit einem spektakulären Anstieg startete. Der spätere Anblick, aus dem malerischen Tal der Lot heraus, auf die hoch über dem mittelalterlichen Stadtbild thronende Burg von Estaing, ließ jede Anstrengung vergessen. Ein mittelalterlicher Markt machte die Illusion längst vergangener Zeiten perfekt.

Nach dem Abschied vom Hotel ging es auf sehr schmalen Straßen noch einmal zurück nach Estaing. Mit dem Bus über zwei mittelalterliche Pilgerbrücken zu rangieren war für Einheimische eine sonntägliche Frühschoppen-Attraktion, die Insassen waren einfach nur froh, es Dank Ilarios Fahrkünsten geschafft zu haben. Schon ging es wieder atemberaubend hoch hinaus und weiter zum krönenden Abschluss; Conques, Grand Site de France, erwartete die Wandernden mit dem berühmten, farbigen Portal der romanischen Abtei St. Foy, bevor die Heimreise über Clermant-Ferrant begann.

Diese Reise bot neben anspruchsvollen Wanderungen auch für Pilger und Kulturinteressierte etwas. Die Unterkünfte waren gut und der 4-tägige Aufenthalt auf der Hochebene Margeride außergewöhnlich. Am Ende waren alle stolz, diese wunderschönen Touren in teilweise schwierigem, nassem Gelände gemeistert zu haben und auch der Letzte hatte verstanden: Der Weg ist das Ziel.

Text: Regina Timper-Richter

Gruppe vor der Basilika in Vézelay

Bild: Uwe Brüggmann

Unterwegs in der Auvergne

Foto: Uwe Brüggmann

Blick über Le Puy-en-Velay am Beginn der Via Podiensis

Bild: Uwe Brüggmann