Vogel des Jahres 2019

Blick ins Geschichtsbuch – Karriere als Kulturvogel

Einige Vogelarten gelten als Kulturfolger, weil sie den Menschen in ihre Lebensräume nachziehen. Die Feldlerche ist aber auch im Wortsinne ein „Kulturvogel“, hat sie es doch mit ihrem Gesang in zahlreiche Werke der Dichtkunst geschafft. So findet sie zum Beispiel in einem der bekanntesten Dialoge aus Shakespeares Liebesdrama „Romeo und Julia“ Erwähnung: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche …“, sagt die schöne Liebende. Doch ihr vom Tode bedrohter Geliebter weiß es besser: „Die Lerche war’s, des Morgens Herold, nicht die Nachtigall ...“.

Seit jeher freuen sich Menschen über den fröhlichen, beschwingten Gesang der Feldlerche. Da verwundert es nicht, dass unser Himmelsvogel als Symbol der Heiterkeit und des munteren Liedes gilt – nicht nur bei uns. „Sie singt wie eine Lerche“, sagen Italiener etwa über ein heiteres und sangeslustiges Mädchen. Franzosen loben mit dieser Metapher ein besonderes Gesangstalent.

Für Johann Friedrich Naumann (1780–1857), den Begründer der wissenschaftlichen Vogelkunde Mitteleuropas, war die Lerche ein Allerweltsvogel. In seinem Werk „Beschreibung der Vögel“ heißt es: „Die Lerchen zu beschreiben ist überflüssig, denn größer und schlanker als ein Sperling, doch mit ähnlichem Gefieder, ist der Vogel so häufig, dass niemand ihn übersehen kann[…].“ Heute ist die Feldlerche dagegen als gefährdete Art nicht mehr jedem geläufig

Ihr Aussehen – Schlichte Schönheit, aber gut getarnt

Wer eine sitzende Feldlerche auf dem Boden entdecken möchte, braucht ein gutes Auge. Denn mit nur 16 bis 18 Zentimetern Körperlänge und der beige bis rötlich-braunen Gefiederfärbung an der Oberseite ist sie gut getarnt. Ihr einziger Schmuck besteht aus feinen, schwarzbraunen Längsstreifen und Strichen am Oberkopf, Rücken sowie Bürzel.

Gelblich-weiß oder sehr hell bräunlich gefärbt sind die Federn an der Brust und den Flanken mit feiner, dunkler Strichelung. Das weiße Bauchgefieder des recht hochbeinig wirkenden Vogels bildet einen Kontrast zum bräunlich gefärbten, relativ langen Schwanz. Das Gesicht der Feldlerche ziert ein gelblich-weißer, kräftiger Überaugenstreif. Beide Geschlechter haben auf dem Kopf eine kleine Federhaube, welche die Männchen manchmal aufstellen.

Häufig sehen wir die Lerchen erst, wenn sie unvermittelt vor uns auffliegen. Dann fallen besonders die weißen Seitenkanten des Schwanzes auf. Und wer die Ohren spitzt, hört die typischen rollenden Rufe der Feldlerche, welche letzte Zweifel bei der Artbestimmung beseitigen. Sie klingen wie „prriit“ oder „prrli“ und sind auch von ziehenden Vögeln auf dem Flug ins Winterquartier oder zurück ins Brutgebiet zu hören.

Stimme – Himmelhoch jauchzend

Männchen singen meist während des Fluges. Da der Vogel dabei auf eine Höhe von meist 50 bis 200 Metern steigt, scheint sein Gesang direkt aus dem Himmel zu kommen. Denn vom Boden ist er dann kaum noch zu sehen. Durchschnittlich zwei bis fünf Minuten dauert sein Auftritt hoch oben über seinem Revier kreisend. Trillernde, zirpende und rollende Laute werden in schneller Folge rhythmisch wiederholt und ununterbrochen vorgetragen.

Singt eine Feldlerche hingegen am Boden, handelt es sich häufig um ein Weibchen. Ihr Lied ist erheblich kürzer und leiser als das der Männchen im Singflug.

Die Gesangs-Saison der Feldlerche beginnt bereits im Januar oder Februar und endet Ende Juli. Sie trällert von der Morgendämmerung bis zum Abend. Einst galten die kleinen Vögel wegen ihres frühen Starts in den Tag als natürliche Wecker. Wer sich jedoch heute auf den fröhlichen Lerchenwecker verlässt, wird vielerorts wohl verschlafen.

Fortpflanzung – Der eifersüchtige Kavaliere

Meist beträgt der Durchmesser eines Feldlerchenreviers zwischen 20 und 200 Metern. Bei sehr guten Bedingungen können in Mitteleuropa bis zu 15 Brutpaare auf einer Fläche von zehn Hektar leben.

Bei der Balz beeindruckt das Männchen seine Auserwählte nicht nur durch Sangeskünste, sondern hüpft am Boden und verbeugt sich vor dem Weibchen. Mit zitternden Flügeln und wackelndem Schwanz macht er ihr seine Aufwartung. Zuweilen geht es aber auch ein wenig ruppiger zu und das Männchen jagt das Weibchen rennend oder fliegend durch sein Revier.

Nach der Paarung sucht das Weibchen den Platz für das Nest aus – bei der ersten Brut meist im April. Sie bevorzugt dabei möglichst trockene, ebene Flächen mit niedriger Vegetation oder nacktem Boden. Dort scharrt das Weibchen eine fünf bis sieben Zentimeter tiefe Mulde und polstert sie mit Wurzeln oder Halmen aus.

Das Männchen beteiligt sich nicht selbst am Nestbau. Doch begleitet es meist seine Partnerin in geringem Abstand, damit sie sich nicht etwa anderweitig verpaart. Im Abstand von je einem Tag legt das Weibchen zwei bis sieben, schmutzig-weiße, bräunliche oder leicht grünliche Eier. Ist das Gelege vollständig, übernimmt sie das Brüten

Ab in den Süden: Feldlerche als klassischer Kurzstreckenzieher

Außerhalb der Brutsaison verweilen die Feldlerchen in der offenen Landschaft, schließen sich jedoch vermehrt zu kleinen Gruppen zusammen. Während die Art in Westeuropa ganzjährig lebt, sind mitteleuropäische Feldlerchen klassische Kurzstreckenzieher. 

Sie verlassen ihre Brutgebiete von September bis November in Richtung Südwest, um bevorzugt in Südfrankreich und Spanien zu überwintern. Je nach Witterungsverlauf kehren die Himmelsvögel Ende Januar, meist jedoch ab Mitte Februar bis Mitte März, nach Deutschland zurück.

Bei späten Wintereinbrüchen mit Schneefall kann es dabei zu sogenannten Zugstaus kommen, bei denen die Lerchen ihren Weiterzug an der Schneegrenze unterbrechen und dabei spektakulär große Trupps bilden können.

Auch eine Zugumkehr ist möglich: Dann fliegen früh zurückgekehrte Vögel bei Kälte wieder ein Stück zurück in Richtung ihrer Winterquartiere.

 

Nahrung – Insekten gesucht

Der Speiseplan der Feldlerche ist recht vielfältig: Auf den „Tisch“ kommt, was ihr die Natur während der verschiedenen Jahreszeiten bietet. Wird tierische Nahrung im Winter knapp, ernährt sie sich überwiegend vegetarisch von Pflanzenteilen und nahrhaften Sämereien.

Große Getreidestoppelfelder oder Flächen die sich nach der Ernte selbst begrünen, wären für die Feldlerche in der kalten Jahreszeit ergiebige Plätze für die Futtersuche, sind aber aufgrund der schnellen Neueinsaat im Herbst selten geworden.

Geräumte Maisfelder oder offenes Grünland hingegen bieten wenig Nahrhaftes. Mit dem beginnenden Frühling stellen die Lerchen ihre Ernährung auf kleine Tiere um und erbeuten Insekten und deren Larven sowie Spinnentiere. Außerdem fressen sie Regenwürmer und kleine Schnecken. Diese eiweißreiche tierische Kost ist vor allem während der

 

 

Mit zwischen 1,3 und 2 Millionen Revieren gehört die Feldlerche immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Allerdings befinden sich ihre Bestände in einem deutlichen Sinkflug. Ein Drittel der Feldlerchen sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden.

Zwischen 1990 und 2015 gab es einen Bestandsrückgang um 38 Prozent, wie offizielle Monitoringdaten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten belegen. Aus vielen Gebieten Deutschlands ist die Feldlerche bereits völlig verschwunden. Ihr bayerischer Bestand lag bei der letzten Erhebung 2009 zwischen 54.000-135.000 Brutpaaren.

Die Nahrung der Feldlerche ist abhängig von den Jahreszeiten. In den kalten Monaten begnügt sie sich mit Pflanzenteilen und Sämereien. Im Frühling kommen Insekten, Regenwürmer oder andere Kleintiere dazu, die besonders für den Feldlerchen-Nachwuchs ein wichtiges Kraftfutter sind.

Die Feldlerche kann in der heutigen Agrarlandschaft wegen der schnell und dicht aufwachsenden großflächigen Intensivkulturen oft nur noch eine Brut aufziehen. Wo auf riesigen Flächen nur noch undurchdringbares Wintergetreide, Raps oder Mais wachsen, fallen die überlebenswichtigen zweiten und dritten Bruten aus.

Wenn die Lerchen deswegen auf die vegetationsfreien Fahrspuren im Feld ausweichen, werden sie häufig Opfer von Nesträubern oder von Maschinen überrollt. Heute fehlt meist die Auflockerung der Landschaft durch Brachen, Sommergetreide oder extensiv genutztes Grünland, wo die Vögel auch im späten Frühjahr noch brüten könnten. Hielten sich 1990 noch Brach- und Maisanbauflächen die Waage, gab es 2010 bereits zwanzig Mal mehr Maisflächen.

Auch in Überwinterungsgebieten des Zugvogels haben sich die Nahrungsbedingungen für den Zugvogel durch die Intensivierung der Landwirtschaft und durch Pestizide weiter verschlechtert. Der Feldlerche hilft dann auch ihre perfekte Tarnung nicht mehr.

Mit nur 16 bis 18 Zentimetern Körperlänge und der beige bis rötlich-braunen Gefiederfärbung an der Oberseite ist sie im Stoppelfeld gut getarnt. Ihr einziger Schmuck besteht aus feinen, schwarzbraunen Längsstreifen und Strichen am Oberkopf und einer kleinen Federhaube.

Unsere Ohren nehmen die Feldlerchen eher wahr als die Augen. Die Männchen singen meist im Flug aus einer Höhe von 50 bis 200 Metern, wo sie mit bloßem Auge kaum mehr zu erkennen sind.

Ihr scheinbar endlos tirilierender Gesang bildet die traditionelle Klangkulisse unserer Agrarlandschaft. War es früher oft unmöglich, aus diesem Geräuschteppich einen einzelnen Vogel herauszuhören, ist es heute eine Freude, überhaupt eine Lerche zu hören. In manchen Gegenden ist der Himmel über den Feldern sogar bereits stumm.