Wandern im Spessartbund

 

Wandern ist mehr als ein Gehen von einem Ort zum anderen!
Wandern ist Erfassen und Erleben der Landschaft.
Wandern ist ein Weg zur Persönlichkeitsbildung.“
(Georg Fahrbach)

Wandern liegt im Trend. Jeder Zweite tut es. Selbst junge Leute lieben die Freizeitaktivität. In cooler Outdoor-Kleidung brechen sie auf zum Hiking oder Trekking, wie es Neudeutsch heißt.
Doch nicht immer war Wandern pures Vergnügen.

Die Geschichte beginnt zu Fuß

Gehen ist die älteste Form menschlicher Fortbewegung. Zu Fuß wurden Waren transportiert, Jagdgründe erschlossen, Weideflächen gesucht, Kriege geführt und religiöse Pilgerreisen unternommen. Nur zum Spaß wanderte niemand, auch nicht der vielbesungene Müller. Nicht die Lust, sondern Zunftordnung, Not und Freiheitsdrang trieben ihn und andere junge Handwerker im Mittelalter durch die Welt. Auf der Suche nach Arbeit und Lohn verließen viele ihre Heimat. Dabei sammelten sie Erfahrung und erlernten neue Fertigkeiten.
Wandergesellen hatten viel zu erzählen und schürten bei ihren Zuhörern Fernweh. Und diese adelten sie mit einem neuen Wort: „bewandert“.

„Die erhabene Sprache der Natur … lernt nur der Wanderer kennen.“ Goethes Reisen durch Deutschland, die Schweiz und Italien machten neugierig. Mit den „Wanderjahren“ schrieb Goethe Weltliteratur. In besseren Kreisen las man seine Poesie und eiferte ihm nach. Auf Tour ging’s im 18. Jahrhundert hoch zu Ross, in Kutschen, aber auch oft per pedes durch unwegsames Gelände.
Industrialisierung und Eisenbahn bedeuteten einen großen Schritt in der Geschichte. Auf einmal war es leicht, Entfernungen bequem zurückzulegen. Die Gesellschaft wurde mobiler. Selbst einfache Leute suchten Erholung „im Wald und auf der Heide“. Wandern war nicht mehr Notwendigkeit, sondern Genuss und Naturerlebnis. Das Jahr 1883 wurde zur Geburtsstunde des Deutschen Wanderverbandes. Dem Naturschutz verpflichtet, entstanden bis heute rund 200.000 Kilometer Wanderwege in den schönsten Regionen Deutschlands.
Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte die Jugend im Wandern einen neuen Lebensinhalt – fernab vom Elternhaus und ohne Bevormundung. Karl Fischer gründete den Verein „Wandervogel – Ausschuss für Schülerfahrten“ und löste eine Jugendbewegung aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Wandern ein Hobby in Ost und West. Seit den 1990er Jahren erlebt es eine Renaissance. Wandertourismus entwickelt sich: Rund elf Milliarden Euro geben Wanderer jährlich auf Tagesausflügen, im Urlaub und für Zubehör aus. Fast 40 Millionen Deutsche wandern regelmäßig. Auf die meisten übt es die gleiche Faszination aus wie früher: Sie wollen die Natur genießen, etwas für ihre Gesundheit tun und Freiheit jenseits der Alltagshektik erleben.

Wandern ist…

  • gesund für Herz, Kreislauf, Muskulatur, Immunsystem und Stoffwechsel,
  • entspannend und wohltuend für Körper, Geist und Seele,
  • sportliche Betätigung ohne Leistungsdruck,
  • verbindend in Partnerschaft, Freundeskreis und Verein,
  • erlebnisreich in der Natur,
  • einzigartig und wertvoll für jeden, der sich ganz bewusst für ein aktives Wandererlebnis entscheidet.

Herz und Kreislauf, Stoffwechsel und Atmung, Muskulatur und Stützgerüst werden durch ausdauerndes Gehen nachhaltig gestärkt. Sport treibt man in erste Linie, um sich wohl zu fühlen und fit zu halten. Daher ist Wandern durchaus als Sportart weitgehend anerkannt.
Die soziale Funktion des Wanderns hat in unserer heutigen Zeit an Bedeutung gewonnen. Familien mit Kindern und Jugendlichen, Alleinerziehende, Alleinstehende, aus dem Arbeitsleben Ausgeschieden finden in der Wandergruppe Kontakt und Geborgenheit.

Wandern ist Vielfalt!

Wie kann das Wandern heute aussehen?

Familienwandern

Familienwanderungen sind der klassische Einstieg in die zukunftsweisende Familienarbeit.
Ihr wird in diesem Chronik-Band ein eigener Beitrag gewidmet.  

Sportwandern

Diese Wanderungen (ab 30 km) werden im sportlichen Tempo – kein Spaziergang, im flotten Tempo, aber auch kein Rennen – mit Zwischenrast durchgeführt. Die Wandergruppe wird gemeinsam ihr Ziel erreichen. Die Steigerung ist die Marathonwanderung.

Themenwandern wie z.B. Kräuterwandern

Auf  Kräuterwanderungen begegnet man vielen Heilpflanzen und Wildkräutern und erfährt Wissenswertes über ihre Anwendung als Heilpflanze oder Küchenkraut. Nicht zu vergessen die „Erste Hilfe“ am Wegesrand.
Barfußwandern
Die natürlichste Art der Fortbewegung ist das Barfußwandern. Als  Menschen sind  wir dazu geboren, barfuß zu gehen.
Wer wieder einmal – und bewusst – barfuß gegangen ist, weiß, wozu der Körper ohne Schuhe in der Lage ist. Der Weg zum Barfußwanderer braucht zwar auch etwas Übung, doch kürzere Wanderungen können auch von Ungeübten auf geeignetem Untergrund durchgeführt werden. Wir zeigen, was in unseren Füßen steckt – und das ist jede Menge! Die erste Barfußwanderung sollte nicht mehr als 2-3 Stunden dauern, dann reicht es den meisten Füßen. Anfangs lieber etwas weniger als zu viel laufen und ausreichend Pausen einlegen. Auf die Geschwindigkeit kommt es nicht an. Achten soll man auf die Eindrücke unter den Sohlen. Welche Untergründe sind angenehm, welche pieksen, welche schmeicheln den Füßen? Im eigenen Interesse sollte man den Blick immer etwas auf den Boden halten, damit man nicht auf spitze Steine oder Dornenzweige tritt. Und gleichzeitig sieht man Tiere und Pflanzen, weicht aus und schont sie, anstatt beschuht hindurch zu stapfen.
 
Radwandern

Radwandern ist eine Form des Fahrradfahrens, die in der Freizeit ausgeübt wird. Beim Radwandern steht das bewusste Erleben der Fortbewegung in der Landschaft im Mittelpunkt, im Gegensatz zur Fahrradtour, wo das Erreichen eines Zieles der Schwerpunkt ist, oder zum Radsport, wo das Zurücklegen einer bestimmten Strecke, oft auch in einer bestimmten Zeit, der Zweck der Unternehmung ist. Beim Radwandern ist das Radfahren Selbstzweck, dennoch wird in der Regel eine landschaftlich reizvolle Strecke gewählt, weil das Natur- und Landschaftserlebnis den Erlebniswert beim Radwandern erheblich steigert. Daher sind vielfach Radwanderrouten ausgeschildert.

Main-Echo Leserwanderungen

Seit 2009 bietet der Spessartbund mit dem „Main-Echo“ regelmäßig Leserwanderungen an. Ein neues Projekt, das in kurzer Zeit ausgedacht zu einem unerwarteten Ergebnis führte. Ein kostenfreies Werbeportal, ein Glücksfall für den Spessartbund und seine Ortsgruppen. 6 Wanderungen werden jährlich angeboten und für die Ortsgruppen mit ihren ausgebildeten Wanderführern gibt es hier die Gelegenheit, für ihren Verein zu werben und letztendlich Mitglieder zu gewinnen.
Marathon-Power-Sportwanderung   im  Spessartbund
2000 wurden die ersten Sportwanderungen angeboten. Jürgen Schmitt von den „Hochspessartfreunden Rothen-buch“ lud zu einer Sportwanderung ein (41 km). Wanderführer war Horst Schadel – die Resonanz mit 30 Teilnehmern war enorm. Bis 2005 gab es jedes Jahr eine Frühjahrs-Sportwanderung.
Basierend auf den Sportwanderungen dieser Jahre kam 2007 aus der Ortsgruppe Seligenstadt die Idee, wieder was für den sportlichen Wanderer anzubieten. Als neu gewählte Hauptwanderwartin griff ich diesen Gedanken gerne auf.  Mit Walter Holzgreve von der Ortsgruppe Seligenstadt entwickelte ich diese Spur weiter, und so entstand das Projekt der Marathon-Power-Sportwanderungen, die von verschiedenen Ortsgruppen im Spessartbund ausgerichtet werden. 
Im Jahre 2008 startete der Spessartbund im Rahmen eines Spessartbundcups seine Serie der Powerwanderungen. Diese Wanderungen werden im sportlichen Tempo gewandert. Kein Spaziergang, aber auch kein Rennen.
Das Ziel ist, die Wanderungen gemeinsam zu starten und auch gemeinsam mit der Wandergruppe das Ziel zu erreichen. Am Ende jeder Wanderung erhält jeder Teilnehmer einen Stempel.
Als Zwischen- und Abschlussrast werden Wanderheime der Ortsgruppen angelaufen, wenn diese auf der Wanderroute liegen. Bis heute wurden die Sportwanderer auch  immer sehr gut und herzlich bewirtet.
Es werden Trainingswanderungen mit einer Weglänge zwischen  30 und 38 km von April bis September angeboten. Die letzte dieser Wanderungen ist dann der Höhepunkt mit 42 km (Marathon) und beschließt somit den Spessartbundcup des Jahres. Hier erhält jeder Teilnehmer eine Urkunde und bei vorheriger Teilnahme an mindestens drei Wanderungen ein Präsent. 
Interessant war es für jeden Teilnehmer, einmal den Spessart mit der Vielfalt an Wegen und auch die Ortsgruppen und die Wanderheime kennenzulernen. Für alle eine Bereicherung.
Die Beteiligung lag im Durchschnitt bei beachtlichen 38 Personen! Bei einem Durchschnittsalter von 45 Jahren haben wir auch eine Klientel erreicht, die noch ihre Herausforderung beim Wandern sucht und durch das sportliche Wandertempo gefunden hat.
Die Wirklichkeit hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Bis heute wird der Spessartbundcup jährlich durchgeführt.

Gesundheitswandern

GESUNDHEITSWANDERN LET‘S GO –
JEDER SCHRITT HÄLT FIT

Eine große Wiese am Waldrand des Spessarts. Es spielen sich ungewohnte Szenen ab. Eine große Gruppe von Leuten steht in einem Kreis, die Hände auf den Schultern des Nachbarn und schwingt die Beine hin und her. „Das fördert die Durchblutung“, erklärt die Gesundheitswanderführerin Susanne Russmann vom Spessartbund, „und dient zur Auflockerung“.
Seit 2009 Jahren bietet der Spessartbund unter dem Motto: „Let`s go – jeder Schritt hält fit“ das Gesundheitswandern an. Bei den Rundtouren werden meist 4-5 Stationen mit verschiedenen Übungen eingebaut. Im Vordergrund stehen hier nicht die Anzahl der Kilometer, sondern der Erholungsgrad und das bewusste Erleben der Natur.

Wandern ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Zusätzlich wirken die Natur und besonders der Wald entspannend auf die Seele. Das gemeinsame Gruppenerlebnis trägt sein Übriges zum Wohlbefinden bei.
Susanne Russmann, zertifizierte Gesundheitswanderführerin im Deutschen Wanderverband, bietet geführte Wanderungen an, bei denen die Teilnehmer bewusst auf das Naturerlebnis trainiert werden.
An schönen Plätzen in der Natur werden gemeinsam Übungen gemacht, die Koordination, Kraft, Ausdauer und Entspannung verbessern. Dazu gehören Entspannungsübungen auf Waldwiesen genauso wie Balanceübungen, bei denen der Gleichgewichtssinn geschärft wird.
„Die Natur bietet eine perfekte Kulisse, sich selbst neu zu entdecken. Wer Ruhe und Gelassenheit sucht, wird sie hier finden.“

Gesundheitswandern bedeutet:

behutsam die Ausdauer trainieren
lernen, sich in Wald und Feld sicher bewegen
beim Wandern den Alltag hinter sich lassen
einzelne Muskelpartien kräftigen
den eigenen Körper kennen lernen
Tipps und Tricks für mehr Bewegung im täglichen Leben
Erfahrungen austauschen mit Gleichgesinnten
die Natur im Wandel der Jahreszeiten erleben
sich selbst etwas Gutes tun
das Gewicht im Zaum halten
seine Grenzen erweitern
die Seele baumeln lassen
Spaß haben und lachen!
 
Die ideale Bewegungsart für ältere Menschen

Bewegung stärkt den Körper, sorgt für gute Laune, entspannt und verbessert das Körpergefühl. Wandern ist die ideale Sportart für ältere Menschen, die sich bewegen wollen. Es hilft beim Abnehmen und kräftigt den Organismus, insbesondere das Herz-Kreislauf-System und die Immunabwehr. Außerdem stärkt Wandern verschiedene Muskelgruppen und beugt Venenbeschwerden der Beine vor.

Letztendlich liegt es an uns, Menschen für die neue Idee des Wanderns zu begeistern.
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Die Wanderwarte

Wandern soll Freude bereiten, der echte Wanderer hat Zeit, seinen Blick auf die Landschaft, auf Blumen und Tiere, auf den Himmel zu lenken. Ihm wird dabei bewusst, dass der Mensch nicht immer das Maß aller Dinge sein darf, wenn die Erde seine Heimat bleiben soll.
 (Willi Hechler, Wanderwart von 1964-1984)


Von Anfang an gehörte das Wandern zu den Hauptaufgaben der Ortsgruppen im Spessart und damit auch des Spessartbundes.
Es stellte sich bald heraus, dass ein Ansprechpartner zum Thema Wanderungen gefunden werden musste. Ein Wandermeister wurde berufen, der seit 1951 „Bundeswanderwart“ heißt.
Im Laufe ihrer Amtszeit kristallisierten sich die Tätigkeiten der „Bundeswanderwarte“  in unterschiedlichste Schwerpunkte.
Laut Protokoll einer Haupt-Wanderausschuss-sitzung aus dem Jahre 1932 traf sich ein Wanderausschuss regelmäßig zu Ausschusssitzungen, denen der Bundeswanderwart vorstand. Jede Ortsgruppe war durch einen Delegierten vertreten.
Eine Wanderordnung wurde aufgestellt, Pressereisen wurden organisiert, Wanderpläne  der Ortsgruppen  (Monatspläne)  in  der  Zeitschrift   „Spessart“ veröffentlicht, jährlich eine Tagung organisiert und statistische Werte erfasst.

Statistische Werte –
Auszüge aus den Protokollen

Wanderwart Heinrich Werner, März 1933:

Im Jahre 1932 fanden 338 Wanderungen in den Ortsgruppen statt, an der insgesamt 9772 naturliebe Menschen hinausgeführt wurden, die Heimat kennen zu lernen.

Wanderwart Josef Bruhn, September 1952:

Auch die Wandertätigkeit im Bund hat erfreuliche Fortschritte gemacht. Nicht weniger als 46 Ortsgruppen haben ihre regelmäßigen zwölf Pflichtwanderungen durchgeführt, zusammen 649 Wanderungen mit 25.088 Wanderern.
Die Bundespflichtwanderungen waren durchweg sehr gut besucht, es konnten 886 Wanderfreunde mit dem Zwölferehrenzeichen geehrt werden; 230 Jungspechte erhielten die gleiche Auszeichnung. Allen diesen erfolgreichen Wanderern ein herzliches „Frisch auf“ für weitere Erfolge und Dank für die tatkräftige Unterstützung der Wandersache.

Wanderwart Willi Hechler, November 1984

1692 Wanderungen wurden gemeldet. 64.861 Teilnehmer wanderten 848.718 Fußkilometer, das Streckennetz liegt bei 24.277 Kilometer.
Die Jugend führte 457 Planwanderungen durch, an denen sich 4.018 Jugendliche beteiligten. Die Fußstrecke betrug 5.135 Kilometer.

Wanderwart Roland Heinrich, Januar 1986

Der Hauptwanderwart gab seine statistische Übersicht über das vergangene Wanderjahr. Danach wurden 1.899 Planwanderungen durchgeführt mit 70.604 Teilnehmern insgesamt. Die Jugend führte 266 Planwanderungen durch mit insgesamt  2.086  Teilnehmern.  An  den  Seniorenwanderungen beteiligten sich 3.678 Wanderfreunde.

Der Jahresbericht 2009 in Zahlen
(Statistik zusammengestellt von Michael Zentgraf):

Geführte Wanderungen:    2.318Zurückgelegte Kilometer:    24.900Teilnehmende Wanderer:    50.742Halbtageswanderungen:    1.401Tageswanderungen:    837Mehrtageswanderungen:    80Fußwanderungen:    1.677Radwanderungen:    55Familienwanderungen:    135    Wanderwartin Heike Buberl-Zimmermann 2010

Wer die Statistiken der Vorjahre verfolgt muss leider feststellen, dass wir bei den Wanderungen eine Stagnation bzw. einen Rückgang erleben. Vielleicht ist dies ein Zeichen, dass die Ortsgruppen in den letzten Jahren bei ihrem Wanderangebot mehr auf Qualität achten. Die Anzahl der Familienwanderungen ist hingegen sehr erfreulich.

Der Wanderbeirat


Im Jahre 2004 wurde der Wanderbeirat wieder zu neuem Leben erweckt und ist mit wechselnden Mitgliedern bis heute ein fester Bestandteil des Spessartbundes.
Ohne die Unterstützung jedes Einzelnen würde die Vielfalt des Wanderns nicht möglich sein. Jedes Mitglied hat seine Aufgaben. (Siehe Organigramm) 

Der Wanderbeirat im Jubiläumsjahr
Wanderregeln

Ein Rückblick auf die Jahre zwischen 1920 und 1930 soll zeigen, wie sich Vorstellungen über das Wandern zum Teil erhalten, aber auch deutlich geändert haben. Zitiert wird aus den „Wanderregeln“ von Wilhelm Münker, 1909 Mitbegründer des Jugendherbergswerks. Das Büchlein erschien auch nach 1945 noch in verschiedenen Auflagen.

1.    Das liebe Wandern

Warum?

Wandere und werde! „Es ginge alles besser, wenn man mehr ginge“ Seume – „Die Wanderschaft ist die Bienenfahrt nach dem Honigtau des Erdenlebens“ (Fr. L. Lahn). Licht, Luft, Wasser und Bewegung  sind  die  ersten Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden – Kein Lebewesen verzichtet ungestraft auf ausgiebige Eigenbewegung. – Wandern gibt: Steigerung körperlicher Leistungskraft; Erziehung zur Unabhängigkeit von den eigenen Lebensgewohnheiten, zur Selbstständigkeit  und  Echtheit; Gewinn vielseitiger Kenntnis des eigenen Landes und Volkes; Bewahrung der Naturverbundenheit. Wandern ist wichtige Grundlage auch der geistigen Jugendpflege.

2.    Der Wander-Führer

soll
Helfer und Vorbild, Diener und Freudebringer sein – lachen und scherzen können und doch fest sein – mit gutem Beispiel voran gehen, auf Vorrechte verzichten. Anordnungen durchdenken – sich mit der ersten Hilfe bei Unglücksfällen vertraut machen – auf Sauberkeit, Ordnung, gerechte Verteilung der Verpflegung, des Gruppengepäcks und der Pflichten achten – Kartenlesen üben, Gelände erklären, Verhalten in der Natur lehren – jeden Morgen oder am Vorabend Ziel, Weg, Art der Bezeichnung und Zwischenpunkte – Neulinge unterweisen. Junge Führer heranbilden, bei jeder Gelegenheit zur Selbstständigkeit heranziehen und selbst zurücktreten.

3.    Kleidung und Kluft

Einfach, kleidsam, zweckmäßig, luftdurchlässig, halsfrei, sauber (aber keine Sonntagsstaat) – in Bewegung nicht hemmend und möglichst leicht – Weste überflüssig – Hemd abends wechseln – Strümpfe oder Socken aus Wolle, möglichst ungestopft (Blasen); häufig wechseln – Schuhe derb, wasserdicht, gut eingelaufen, für Gebirge genagelt; keine hohen Absätze, schmieren nicht wichsen – Mantel (möglichst wasserdichter Loden) bester Schutz; Windjacke oft nicht ausreichend – Kopfbedeckung für Regenwetter mitnehmen – Wanderstab überflüssig, für bejahrte Wanderer angenehm.

Auch wenn viele Anregungen heute nicht mehr zeitgemäß sind, zeigen uns die Ausschnitte doch, dass das Wandern schon damals eine schöne, aber auch ernst zu nehmende Freizeitbetätigung war.
Am auffälligsten ist der Wandel in der Wanderbekleidung. Noch mehr ist man allerdings erstaunt, wenn man in einer Auflistung eines Wanderführers des Hanauer Spessart-Touristen-Vereins um das Jahr 1912 liest, dass zur Ausrüstung eines Wanderers ein Touristen-Anzug, ein Stoffkragen, ein Schlips, Gamaschen, ein Revolver und ein festes Messer (mit Scheide)  gehören.


Wanderführerausbildung im Spessartbund

Anfang der 1990er Jahre wurde vom Deutschen Wanderverband ein Rahmenplan für die Ausbildung von Wanderführern in seinen Gebietsvereinen erstellt.
Die Notwendigkeit, aber auch das rege Interesse bei den Info-Veranstaltungen im Vorfeld des Wandertages 1997, hat uns ermutigt, auch im Spessartbund eine entsprechende Ausbildung anzubieten.
Der erste Wanderführerlehrgang wurde im September/Oktober 1998 im Schullandheim Hobbach durchgeführt. 14 Frauen und Männer aus 11 Spessartbund Ortsgruppen haben teilgenommen.
Weitere Lehrgänge folgten in den Jahren 1999, 2001/02 und 2004 in Schollbrunn, Wiesen und Kahl am Main.
Die Aus- und Weiterbildung ist seit 2009 wieder fester Bestandteil im Jahresprogramm des Spessartbundes und wird hauptsächlich in und um Heimbuchenthal durch den stellvertretenden Hauptwanderwart Uwe Brüggmann organisiert. Bis heute hat der Spessartbund über 150 Wanderführer (Natur- und Landschaftsführer) ausgebildet. Sehr erfreulich ist, dass wir nach dem Jahre  2003 wieder   Wanderführerlehrgänge im Spessartbund  anbieten können.
Jede Menge Lehrstoff in Theorie und Praxis, kommt auf die Anwärter zu. Es werden Themen wie die wanderbezogene Erste Hilfe, Grundlagen für Arbeit mit Familien und Kindern, Orientierung und Kartenkunde mit GPS, Erlebniswanderung mit Familienangehörigen oder/und anderen Familiengruppen, Rechts – und Sicherheitsfragen, „Abenteuer – Wandern“ mit Familien und Jugendlichen, Wetterkunde, Wanderausrüstung, Pädagogische Grundsätze bei Ein- und Mehrtageswanderungen und noch viele interessante Themen mehr gelehrt. Mittlerweile wurde die Ausbildung durch folgende Themen erweitert: Naturerleben, Kommunikation, Führungsdidaktik, Tourismus und Ökologie, mit der BANU-Zertifizierung (Bundesweiter Arbeitskreis der staatlich getragenen Umweltbildungsstätten). Nach den Richtlinien des Deutschen Wanderverbandes darf sich demnach jeder neu ausgebildete Wanderführer auch Natur- und Landschaftsführer und damit „Botschafter der Natur“ nennen.

97. Deutscher Wandertag in Aschaffenburg

Für den damalige Hauptwanderwart Gerhard Rienecker galt der Schwerpunkt seiner Tätigkeiten den Vorbereitungen dieses großen Festes. In guter Zusammenarbeit mit den Ortsgruppen wurde ein Programm erstellt, das mit knapp 100 Angeboten – Fuß und Radwanderungen, eine Bootstour, Busfahrten – die Erwartungen der Verantwortlichen weit übertraf. Bei mehreren Kurzlehrgängen in den Wanderheimen wurden die Wanderführer durch Renate und Heinz Weber und den Hauptwanderwart auf ihre Aufgaben vorbereitet und haben dann ganz wesentlich zum Gelingen des Wandertages beigetragen.
Ein Jahr später galt es, das Heiligtum des Deutschen Wanderverbandes, den Verbandswimpel, zu Fuß von Aschaffenburg nach Bad Driburg zu tragen. 17 Frauen und Männer aus 12 Ortsgruppen des Spessartbundes machten sich nach Verabschiedung durch Politik und Geistlichkeit auf den Stufen der Stiftskirche am 4. Juli 1998 auf den 330 Kilometer langen Weg nach Bad Driburg im Eggegebirge. Pünktlich, nach 13 Wandertagen, traf die Gruppe zur Eröffnungsfeier des 98. Deutschen Wandertages in Bad Driburg ein. Die Eindrücke auf dieser Wimpelwanderung und die Tage danach waren für die meisten Teilnehmer ein Höhepunkt in ihrem Wandererleben!


Wir öffnen im Spessartbund die Tore – man muss nur hindurchgehen.
Das ist Eure Chance – greift zu!

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