Spessart-Touristen-Verein 1879 e.V. Hanau
Joseph von Eichendorff weckte die Sehnsucht nach wandern, reisen, die Natur erleben. So fanden sich auch in unserem Umfeld Interessierte, die Vereine gründeten. Als erster wurde 1976 der Freigerichter Bund in Alzenau gegründet. Ihm folgte 1879 der Spessart-Touristen-Verein Hanau und 1880 der Stammklub Aschaffenburg, der auch in Hanau einen Zweigverein mit der Bezeichnung Spessartfreunde unterhielt. Sinn dieser Vereine war die Förderung des Wanderns, die Schaffung markierter Wanderwege und der Schutz der Natur.
Ein Ziel war bald den Hahnenkamm oberhalb von Alzenau zu erschließen. Als erste Baumaß-nahme wurde ein Aussichtsturm zu Ehren des bayerischen Königs Ludwig ausgeführt. Hier war der Freigerichter Bund aktiv. Eigentümer des Grundstückes auf dem Hahnenkamm war der Apotheker Fridolin Hofmann, dem bereits ein kleines Unterkunftshaus dort besaß. Die Gemeinde Kälberau hatte ein uneingeschränktes Nutzungsrecht verliehen.
Die Eigentums- und Nutzungsrechte wurden am 26.07.1897 notariell auf die Vereinigten Touristenvereine übertragen. Dieser Zusammenschluss umfasste den Freigerichter Bund, den Spessart-Touristen-Verein Hanau, den Verein der Spessartfreunde, Sektion Hanau, und den Bulau-Club Großauheim. Es wurde eine Verkehrskommission zur baulichen Unterhaltung und der vorgesehenen Bewirtung gebildet. Der Bulau-Club Großauheim gehörte nicht mehr dazu.
Am 9.5.1899 wurde ein Vertrag mit den Eheleuten Ritter unterzeichnet, die die Bewirt-schaftung des Hauses übernahmen. Ebenfalls wurde vom Freigerichter Bund die Nutzung des Ludwigturmes den Eheleuten Ritter übertragen. Es wurden Versicherungen für die Haft-pflicht und Feuerschäden abgeschlossen. Die Finanzierung der entstehenden Ausgaben wurde durch Spendenaktionen erzielt. Die Mitglieder der Vereine entstammten meistens aus gut situierten Männern der Mittel- und gehobenen Volksschicht.
Es liegen Unterlagen zum Inventar von 1905 und 1929 vor. Ebenso Rechnungen über Repa-raturen und Ausbau des Hauses vor. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden vier neue Fremdenzimmer eingerichtet. Leider wurde das Haus durch eine Luftmine völlig zer-stört.
Nach dem Krieg mussten sich die Vereine erst neu finden. Für den Spessart-Touristen-Ver-ein Hanau gab es keine finanziellen Mittel um zum Neubau des Hauses beizutragen. So wurde dessen Anteil am 1.4.1948 dem Spessartbund geschenkt. Die Spessartfreunde wur-den bereits Ende der zwanziger Jahre aufgelöst und 1941 im Vereinsregister gelöscht.
Der Spessartbund übereignete seinen Anteil an den Freigerichter Bund in Alzenau, der damit alleiniger Eigentümer von Turm, Haus und Grundstück wurde. Im Laufe der Jahre wurde das Haus neu errichtet und mehrfach umgebaut und erweitert. Als die NATO auf dem Gipfel eine Frühwarnstation erbaute wurde der Fahrweg befestigt und eine Stromleitung gelegt. Damit hatte das Hahnenkammhaus einen elektrischen Anschluss. Die Zeit der Gasbeleuchtung war Vergangenheit. Erst Jahre später wurde eine Wasserleitung gelegt. Bis dahin wurde das Wasser von Hemsbach in Fässern geholt. In den sechziger Jahren gab es einen hölzernen Fasswagen, der von zwei Ochsen gezogen wurde. Als ein Wanderfreund gesundheitliche Probleme bekam, so dass er nicht mehr nach Hemsbach laufen konnte, wurde der Fasswa-gen angespannt. Hoch auf dem Fass sitzend kam er so in einem kalten Wintertag nach Hemsbach.
So ist der Besuch des Hahnenkammes mit Einkehr in der Gaststätte und besteigen des Turmes auch heute noch lohnenswert. Viele Gäste aus unserer Heimat fahren oder wandern im Laufe des Jahres auf die 437 m hohe Erhebung am Rand des Spessarts.
Bereits ab 1899 wurde vom Spessart-Touristen-Verein eine Wanderung mit Weihnachtsfeier durchgeführt. Diese Tradition wurde bis heute, mit Unterbrechung der beiden Kriegszeiten, aufrechterhalten. In jedem Jahr wird im Januar von Alzenau aus auf den Hahnenkamm und wieder zurückgewandert. Allerdings wurde schon vor etlichen Jahren keine Weihnachtsfeier dort mehr abgehalten. So wandern die Spessart-Touristen in diesem Jahr mittlerweile seit 120 Jahren zum Hahnenkamm. Im Zuge der Eigentumsübertragung wurde vertraglich ein Nutzungsrecht des Hahnenkammhauses für den ersten Sonntag im Januar vereinbart. Die-ses Nutzungsrecht steht heute noch im Grundbuch. Mit Rücksicht auf die vielen Gäste wird jedoch am dritten Samstag im Januar auf dem Hahnenkamm eingekehrt.
Günter P e t e r