Neues Wanderwegekonzept und neue Freizeitkarten für den Spessart

 

In den letzten zwei Jahren wurden elf neue Freizeitkarten für den Spessart vorgestellt. Damit sind nun die Karten Gemünden, Lohr a. Main, Frammersbach, Marktheidenfeld, Mespelbrunn, Klingenberg/Mönchberg, Aschaffenburg, Alzenau, Kahlgrund, Heigenbrücken und Sinngrund verfügbar. Abgeschlossen werden soll das Kartenprojekt mit den Freizeitkarten Schlüchtern/Steinau und Bad Orb/Bad Soden. Für Spessartbund, Naturpark Spessart, die betreffenden Gemeinden, Landkreise und Städte ist dann ein wichtiges Ziel vorerst erreicht, nämlich der Ersatz der alten Markierungen mit uneinheitlichen Beschilderungen von Wanderwegen im Spessart durch ein einheitliches, übersichtliches System als Grundlage für die neuen Freizeitkarten.


Mehr als 30 Jahre hat es gedauert, bis der Naturpark Spessart e. V. und der Spessartbund e.V. das Wanderwegesystem neu organisieren konnten. In das neue Wegesystem haben sie neben den überregionalen Fernwegen, die Spessartbundwege, die des Naturparks, der Gemeinden und die diversen Motivwege einbezogen. Die bestehende unübersichtliche Markierungsvielfalt sollte reduziert und das Landschaftsbild vor Auswüchsen der Markierung bewahrt werden. So entstand ein feinmaschiges Netz von Wanderwegen, das die Orientierung ungemein erleichtert. Zur Sicherheit der Wanderer sind Rad- und Mountainbike-Strecken gemieden, einige ungünstig verlaufende Wege aufgegeben worden.

Für die übersichtliche Darstellung des   Wegenetzes und vieler zusätzlicher, der Information der Wanderer dienender Angaben, ist die Wahl des Maßstabs 1:25?000 auf der topographischen Grundlage des Bayerischen Landesamtes für Vermessung und Geoinformation geradezu ideal. Außer den Fernwanderwegen, Wanderwegen, Kulturwegen, Bahn- und Bushaltestellen sind die Sehenswürdigkeiten und Einkehrmöglichkeiten abgebildet neben nützlichen Tipps zu Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten.
Auch an Hilfe im Notfall ist gedacht: Die Notfallpunkte (T-Punkte) der Rettungskette Forst sind in die Karte aufgenommen.
Bei den Rettungsleitstellen sind diese per GPS-Koordinaten hinterlegt und die Anfahrtswege/Helikopter-Landeplätze beschrieben. So können Verunglückte schnelle Hilfe erhalten. Für die bessere Orientierung sind die Standorte der neuen Spessart-Wegweiser mit kleinen gelben Fahnen auf den Karten markiert und mit einem Namensfeld versehen. Die entsprechenden Standorttafeln am Wegweiser sind um die geografischen Koordinaten ergänzt.
Radfahrer finden die Radwegerouten in Grün eingezeichnet, wobei allerdings eine Radtour beim Maßstab 1:25?000 schnell mal übers Kartenblatt hinausgehen kann. Auf diesen Wegen kann im Winter gewandert werden. Auch sind sie als ausgeschilderte Verbindung von Ort zu Ort von Nutzen.
Dank der detailgetreuen Karte sind Touren auch abseits der markierten Wege bestens planbar. Die gut sichtbaren Höhenlinien lassen Steigungen und Gefälle gut erkennen, was nicht zuletzt auch hilfreich ist für die eingezeichneten Nordic-Walking-Routen. Auf den Rückseiten sind die Besonderheiten der Geografie und Geologie sowie die im Kartenabschnitt vorherrschende Flora und Fauna erklärt. In einer Auflistung werden die Wanderwege mit Längenangaben dargestellt.
Aufgeschlagen hat die Freizeitkarte ein Format von 98,4 x 65,5 cm, das sich auf handliche 24,3 x??11 cm zusammenfalten lässt. Der Titel zeigt einheitlich neben der Kartennummer den Karten-Ort mit Titelbild und nennt die benachbarten Gemeinden.


Die Partner

Bei einer Bestandsaufnahme des annähernd gesamten Wegenetzes im Spessart ermittelte der Spessartbund im Jahr 2006 auf den Hauptrouten 110 markierte Wege, auf den Nebenrouten 600 auf einer Gesamtlänge von 6.300 Kilometern. Für die Umsetzung des neuen Systems der Wegemarkierung in der Natur kann der Spessartbund vor allem seine Mitglieder aktivieren. Sie verfügen traditionell über große Erfahrung auf dem Gebiet der Wegemarkierung, die sie seit Jahren im Ehrenamt einbringen. So sind sie bestens in der Lage, neue Konzepte umzusetzen. Wichtige Verbündete waren und sind der Naturpark Spessart, das Archäologische Spessart-Projekt und der Tourismusverband Spessart-Mainland. Das Spessart GIS mit Dr. Jürgen Jung erstellt die geografischen Informationen, die Druckhaus Main-Echo GmbH & Co. KG bringt Printkompetenz ein.
Das Wegemanagement hat seit Januar 2011 Heidrun Schuck, Glattbach; die kartografischen Grundlagen und das Kartenwerk erarbeitet Dr. Jürgen Jung, Archäologisches Spessart-Projekt; vom Naturpark Bayerischer Spessart in Gemünden wirkt Julian Bruhn mit.

Das System

Bei der Konzeption des neuen Markierungssystems wurden die Qualitätskriterien des Deutschen Wanderverbandes berücksichtigt:

 

  • Zur Kennzeichnung der Wanderwege dienen Markierungszeichen; an den meisten Kreuzungen und  Abzweigungen von Wanderwegen wurden Wegweiser aufgestellt.
  • Naturbelassene Wege sind verstärkt in das Wanderangebot eingearbeitet.
  • Der Anteil asphaltierter Wege ist deutlich gesenkt.
  • Auf Abwechslung in der Wegführung wird geachtet.
  • Der Wanderer wird zu natürlichen Gewässern wie Quellen, Bäche und Seen geleitet.
  • Attraktive Naturlandschaften, Naturdenkmäler und -schönheiten werden unter Berücksichtigung des Naturschutzes einbezogen.
  • Die kulturelle Vielfalt unserer Heimat soll sich auch in unserem Wanderangebot spiegeln.
  • Ausgangspunkte und Ziele jeder Tour sind mit dem öffentlichen Personennahverkehr ÖPNV erreichbar.
  • Die Zahl der Rastmöglichkeiten soll nach Abschluss und Neumarkierung deutlich erhöht sein.
  • Wanderparkplätze sind eine dringende Notwendigkeit und sollten nach Möglichkeit nah am Verkehrsweg liegen, am Rand des Wandergebiets, vielleicht in der Nähe eines Gasthauses. Infotafeln erläutern ortsbezogene Wandermöglichkeiten. Die Tourenvorschläge aller Wegearten verdeutlicht der Kartenausschnitt. Länge und Schwierigkeitsgrade der Naturpark-Wege sind durch unterschiedlich farbige Markierungszeichen definiert.
  • Stromtrassen, Gewerbegebiete, Kläranlagen und sonstiges intensiv genutztes Umfeld werden gemieden.
  • Aktuelle Gebietswanderkarten im Maßstab 1:?25?000 erleichtern die Planung jeder Wanderung und bieten zahlreiche Anregungen für erlebnisreiche Touren. Begleittexte vermitteln Hintergrundwissen zu den betreffenden Orten.

Die den Weg weisenden Schilder sind einheitlich gestaltet mit folgenden Angaben: siehe Bild

Die Durchführung

Schon 2003 wurden durch den Naturpark bayerischer Spessart Anträge für Zuschüsse gestellt, um die Finanzierung zu sichern. Nachdem im Dezember 2005 die Regierung von Unterfranken für den Kreis Main-Spessart die Zusage gegeben hatte, konnte der Spessartbund damit beginnen, alle Wanderwege durch den Spessart aufzunehmen. Es galt, sich von allen Doppelmarkierungen zu trennen. Die waren entstanden, weil im Verlauf der Jahre immer wieder neue Wege durch den Spessart geführt wurden. Aber auch viele Gemeinden hatten, um Touristen mit attraktiven Rundwegen anzulocken, eigene Markierungen an die Bäume der Gemeindewälder gemalt und genagelt.Eine Reduzierung des Spessartbund-Wegenetzes war unumgänglich.Ausschlaggebend für das Gelingen des Projekts war die enge und gute Zusammenarbeit zwischen Naturpark und Spessartbund, letzterer vertreten durch den 2. Hauptvorsitzenden Helmut Winter. Mit im Boot war von Anfang an die Glattbacherin Heidrun Schuck. Sie besitzt nicht nur jahrelange Erfahrung in der Betreuung und Markierung der Wanderwege innerhalb des Spessartbundes. Seit 2009 ist sie auch Chefin der Wegewarte im deutschen Wanderverband mit insgesamt 600?000 Mitgliedern. Ihre Aufgabe und die ihres Naturpark-Kollegen Julian Bruhn war es, das u. a. von der Wegekommission des Spessartbundes grob erarbeitete Wegekonzept in den Gemeinden vorzustellen, damit sich örtliche Arbeitskreise bilden, in denen neben Spessartbund-Ortsgruppen auch die Gastronomie, der Forst, die Jäger, die Geschichtsvereine und sonstige Interessierte zusammenarbeiten. Die Vorschläge aus diesen Kreisen wurden von Heidrun Schuck koordiniert und mit der zuständigen Naturschutzbehörde und den bayerischen Staatsforsten abgestimmt. Nach Genehmigung durch die jeweilige Gemeinde konnte mit der Markierung der Wanderwege durch ehrenamtliche Mitglieder des Spessartbundes und vieler anderer Freiwilliger begonnen werden.In einem Handbuch haben Heidrun Schuck und ihr Planungsteam den ehrenamtlichen Markierern das Rüstzeug für ihre Arbeit an die Hand gegeben. Darin ist das Wanderwegenetz beschrieben     und das neue Markierungssystem erläutert. Das Handbuch zeigt, auf welche Weise für den Wanderer gut sichtbar markiert werden soll, wie die neuen Wegweiser und Infotafeln aussehen und wie sie richtig aufzustellen sind. Welches Material für die Markierung zu beschaffen ist und wie die Wanderwege zu betreuen sind, erfährt der Helfer im Handbuch. Er bekommt auch Antworten auf rechtliche Fragen, auf Fragen nach dem Versicherungsschutz und nach den organisatorischen Auswirkungen der Forstreform.  Mehr als 350 Personen haben nach einer Schulung in Theorie und Praxis ein Zertifikat erworben, bevor sie mit der Markierung beginnen konnten, denn der Ortsfremde soll sein Ziel notfalls auch ohne Karte erreichen können. Die Zeichen hängen in Sicht, damit sie der Wanderer schon von weitem sieht und nicht erst, wenn er unmittelbar davor steht, wie das bei der früher häufig angewandten Parallelmarkierung der Fall war. Auch werden die Wege grundsätzlich in beide Richtungen gekennzeichnet. Im Mittelpunkt der Kreuzung erkennt der Wanderer nun den weiteren Weg. So kann auf die häufig in großer Zahl angebrachten und oft verwirrenden Pfeile verzichtet werden.Im Kreis Main-Spessart konnte 2007 mit der Markierung begonnen werden, nachdem die Mittel bewilligt worden waren. 50 Prozent der förderfähigen Mittel wurden über ein Programm der EU finanziert. Die weiteren erforderlichen Geldmittel brachten die im Naturpark Spessart vereinigten Landkreise Aschaffenburg, Main-Spessart und Miltenberg, die Stadt Aschaffenburg und die Mitgliedsgemeinden durch zusätzliche Jahresbeiträge auf. Im Herbst des folgenden Jahres schon waren die Arbeiten im Kreis Main-Spessart abgeschlossen. Die Kosten dafür beliefen sich auf ca. 210?000 Euro. Im August 2008 kam für das Gebiet von Stadt und Landkreis Aschaffenburg und Landkreis Miltenberg die Zusage, dass die weitere Umsetzung des Wegekonzeptes mit 177?000 € aus dem Förderprogramm Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EFRE gefördert wird. Die Arbeit konnte weitergehen. Wegen der zögerlichen Genehmigungspraxis der Gemeinden und der Wetterkapriolen waren 2011 noch nicht alle 2755 Wege-Kilometer neu markiert. Inzwischen sind die Arbeiten abgeschlossen. Im Bereich von Landkreis und Stadt Aschaffenburg und Landkreis Miltenberg betrugen die Kosten etwa 290 000 Euro.Laut Zuschussrichtlinien muss der Standard der Erstmarkierung für zehn Jahre gesichert sein, wofür allerdings weitere Finanzmittel benötigt werden. Zwischen Naturpark Spessart und Spessartbund besteht eine vertragliche Vereinbarung, dass der Spessartbund mit seinen Ehrenamtlichen und weiteren Helfern die Nachhaltigkeit sicherstellt und jährlich alle markierten Wege überprüft. Bei der Umsetzung des neuen Wegekonzeptes waren mehr als 250 Mitglieder des Spessartbundes als Markierer im Einsatz. Allein im Jahre 2011 wurden 9.992 Markiererstunden ehrenamtlich geleistet und dabei 5.446 Markierungskilometer betreut. In Bayern haben die kontrollierten Wanderwege eine Gesamtlänge von 4.711 km, in Hessen 570 km und in Baden-Württemberg 165 km. Die Regierung von Oberfranken, die zuständig ist für die Auszahlung der Fördermittel für Wegmarkierung der Mittelgebirgsvereine aus Bayern, dem Landesverband Bayern der Deutschen Gebirgs- und Wandervereine, belobigte das Engagement des Spessartbundes mit der Bezeichnung »Vorbildliche Markierung«.Mitglieder des Spessartbundes haben neben den Wanderwegen im (bayerischen) Naturpark Spessart auch Wanderwege im Bereich der Bundesländer Hessen und Baden-Württemberg markiert. Angestrebt wird, insbesondere im Bereich des hessischen Spessarts, das erprobte neue Konzept auch hinsichtlich der Wegweiser zu realisieren. Heidrun Schuck hat 2011 vier Wegewarte-Tagungen durchgeführt, um die Mitarbeiter zur dauerhaften Pflege der 5500 Kilometer Wanderwege im Spessart zu motivieren. Seit 2011 wird das professionelle Wegemanagement durch die Gemeinden und  den Naturpark  Spessart  mitfinanziert. Für  die  Zukunft gilt:  die   Wegearbeit muss finanziell langfristig gesichert bleiben, die Ehrenamtlichen aus allen Arbeitsbereichen des Spessartbundes und des Naturparks Spessart müssen eng zusammenarbeiten, die Behörden, Kommunen und Forstämter weiter gut mitziehen.

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