Hösbachwanderung Spessart

Hösbach. Früher gab es in jedem Dorf eine Handvoll Originale oder schräge Vögel, um die herum sich viele Anekdoten im jeweiligen Dorfs bewegten. In Hösbach ist dies der “Meister Golo” eigentlich Spenglermeister Ludwig Brückner, um den sich viele Geschichten ranken. Und dieser Golo stand denn auch irgendwie mit im Zentrum, als im Rahmen der Veranstaltungen der Hösbacher Kunst- und Kulturmeile die Vorstände des Hösbacher Wandervereins “Fidele Wanderlust” auf die schöne Idee kamen, eine Wanderung zu den Hösbacher Kulturpunkten anzubieten. So machte sich denn am 23. Juni,  Sonntag mittags bei Sonnenschein und drückender Schwüle eine Truppe von 20 Teilnehmern auf zu einem  etwa acht Kilometer langen Spaziergang, konzipiert von den beiden Wanderführern Gerlinde Vogt (Die leider durch einen umgeknickten Fuß nicht mitlaufen konnte) und Michael Rudert. Ziel: etwas über die interessante Dorfgeschichte zu erfahren.

Ausgangspunkt und erste Station: Marktplatz, gleichzeitig die Ortsmitte Hösbachs mit Informationen zum zwischen 1899 und 1906 erfolgten Neubau der Michaelskirche, von den Einheimischen stolz als “Spessart-Dom” gewürdigt. Daneben ein Brunnen am Platz, oft achtlos passiert, seine fünf Säulen stehen für Hösbach und seine Ortsteile Winzenhohl, Rottenberg, Feldkahl und Wenighösbach. Fast zwangsläufig kommt die Rede auf das Hösbacher Original, den “Meister Golo”, sein Haus steht nur wenige Schritte entfernt an der Hauptstraße und ist mit geschnitzten Holzmasken geschmückt. Dieser “Meister Golo” entgegnete auf die Vorhaltung seiner Frau, sie habe in der letzten Zeit keine gute Stunde gehabt: “Geh’ übern Berg nach Haibach, dann hast du ‘ne gute Stund’!”, so der Beitrag von Roland Leitz, dem Verantwortlichen für die Kulturmeile.

Danach geht es weiter zum Schulzentrum. Der Namensgeber des Gymnasiums, Hanns Seidel, war doch tatsächlich als Aschaffenburger und Unterfranke Bayrischer Ministerpräsident. Wanderführer Rudert präsentiert eine Liste der Bayrischen Ministerpräsidenten bis hin zu Markus Söder, immerhin Franke. Weiter zieht der Trupp bergauf zu der Hinweistafel auf die dort früher ansässige Ziegelei und einem weiten Rundblick auf das Aschafftal und spontanen Liebesbekundigungen zur nahen Heimat. In großem Bogen  führen die Männer der “Wanderlust” hinunter zum “Kahlgrundstachus” und über Aschaff und Autobahn hinweg nach Hösbach-Bahnhof, wo eine Kulturtafel auf die historische  Verarbeitung von Kalksteinen, die mit Fuhrwerken oder später einer Seilbahn angeliefert wurden, verweist.

Entlang der Bahn weiter zur Rast am sogenannten Froschmaulbrunnen in Hösbach-Sand und damit zur Stelle, wo die “Fidele Wanderlust” über viele Jahre ihr Traditionsfest feierte. Auch die originelle Brunnenfassung geht auf den Wanderverein zurück und wird vom Verein gepflegt. Beim Zurück in den Hauptort wird der 50. Breitengrad überschritten, wie eine weitere Hinweistafel bekanntgibt.

Schließlich der verdiente und gemütliche Abschluss im Biergarten der Gaststätte “Die Traube”. Und passend dazu erzählen die fidelen Wanderer um die Vorstände Günther Reising und Erich Lippert noch einige gepfefferte Anekdoten über “Meister Golo”.

Text: Dietmar Kempf-Blatt