Paste Up History! 30.6. – 23.10.22
Im Rahmen der Unterfränkischen und Aschaffenburger Kulturtage
Maria Vill & David Mannstein
Paste-Ups an Fassaden in Aschaffenburg auf der Basis historischer Fotos, fotografischer Inszenierungen und Fotocollagen
Die Paste-Ups greifen einzelne Geschichten auf und visualisieren sie, bringen Sichtbares und Unsichtbares miteinander in Verbindung. Sie reflektieren das Alltägliche, werfen einen neuen Blick auf das Gewohnte und laden ein, sich Zeit zu nehmen für die bekannten und unbekannten Geschichten der Stadt.
Tanzendes Paar

Ort: Pfaffengasse 13/Karlsplatz in Aschaffenburg
Die Geschichte des Bachsaals
Das Gebäude der Pfaffengasse 13 wurde erstmal 1315 urkundlich erwähnt und gehörte ursprünglich dem Stift. Es war Haupthaus des jeweiligen Stiftdekans, später erzbischöfliches Priesterseminar.
1824 kaufte es die Casinogesellschaft Aschaffenburg und ließ ein neues Gebäude (heutiger Bachsaal) errichten.
Casinogesellschaften wurden nach der französischen Revolution in vielen Städten als gesellschaftliche Vereine gegründet. Sie setzten sich aus Männern der bürgerlichen Oberschicht (Beamte, Offiziere, Geistliche, Fabrikanten, Ärzte, Geschäftsleute) zusammen, man spielte gemeinsam Billard, Karten oder sprach über die neuesten Nachrichten. In den Sälen fanden aber auch große gesellschaftliche Feiern statt. So fand im Casino Aschaffenburg u.a. ein Ball zu Ehren des Besuchs des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Bayern (der spätere Ludwig I. und Gattin Therese) mit etwa 2000 geladenen Personen statt.
1888 ließ die Casinogesellschaft neben dem Gebäude des Bachsaals eine Kegelbahn bauen, von der heute aber nichts mehr zu sehen ist.
Etwa 1920 löste sich die Casinogesellschaft Aschaffenburg auf und der Komplex ging an den evangelischen Kirchenbauverein über.
Seit dieser Zeit gehört der Bachsaal der Evangelischen Kirchengemeinde Aschaffenburg. Der Saal wurde 1960 bzw. 1989/90 umgebaut.
Quellen:
Alois Grimm (u.a.): Aschaffenburger Häuserbuch II; Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg 1991
https://aschaffenburgzweinull.stadtarchiv-digital.de/pfaffengasse/ (24.05.2022)
Text: Juliane Hörl, mit freundlicher Unterstützung durch Klaus Eymann
Tänzer: Yvonne Alisch und Tobias Turhan (www.tanzschule-alisch.de)
Maria Magdalena
Ort: Stiftsplatz, Aschaffenburg
Das Portrait auf der Fassade des Glöcknerhauses bringt ein wichtiges Ausstellungsobjekt des Museums in den Außenraum und macht es dadurch für alle sichtbar. Es ermöglicht eine Nähe und Intensität der Begegnung, die im normalen Ausstellungskontext nicht möglich ist: ein Eintauchen in das Bild und Einswerden mit ihm. Eine Begegnung auch mit der Malerei Lukas Cranachs und ihren faszinierenden Details. Es lädt ein, sich mit der Geschichte des Bildes selbst, aber auch mit der Person der Maria Magdalena zu befassen. Mirjam aus der Hafenstadt Magdala in Galiläa, kurz Maria Magdalena, war eine der wichtigsten Frauen im Leben Jesu und für die Entstehung des Christentums. Sie war spirituelle Partnerin Jesu, Zeugin seiner Auferstehung und hoch angesehene Verkünderin seiner Lehre. Im 6. Jahrhundert ruinierte Papst Gregor I. ihren Ruf nachhaltig, indem er ihre Person mit zwei anderen biblischen Frauen vermischt und sie zur Sünderin stilisiert. Dieser, ihr in der westlichen Kirche bis heute anhaftende Ruf als lasterhafte Prostituierte, ist in der östlichen Kirche unbekannt. Dort erfährt sie als bedeutende Zeugin Jesu hohe Anerkennung:
„Nach der Auferstehung Jesu verließ Maria Magdalena mit den anderen Aposteln Jerusalem, um das Evangelium in der ganzen Welt zu verkünden. Sie ging zunächst nach Rom, wurde sogar von Kaiser Tiberius empfangen und predigte in ganz Italien. Dann reiste sie nach Ephesus und half Johannes bei der Abfassung seines Evangeliums. Dort verehrt man bis heute ihr Grab.“
In der westlichen Kirche erfährt das Bild der Maria Magdalena seit den 1960er Jahren eine Korrektur. Im zweiten Vatikanischen Konzil wird Maria Magdalena „rehabilitiert“ und ihre Identifikation mit der großen Sünderin offiziell aufgehoben. Ausschlaggebend dafür waren unter anderem die Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckten Texte von Nag Hammadi, Texte aus dem 4. Jahrhundert, Übersetzungen griechischer Schriften aus dem 2. Jahrhundert. Im darin enthaltenden „Evangelium der Maria“ spielt sie eine wichtige Rolle als Vermittlerin der wahren Lehre und Erkenntnis.
2016 wurde Maria Magdalena durch Papst Franziskus als „Apostelin der Apostel“ gewürdigt.
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/maria-magdalena-die-verkannte-zeugin-100.html
Der Magdalenenaltar von Lukas Cranach dem Älteren ist zu sehen im Stiftsmuseum:
https://www.museen-aschaffenburg.de/Stiftsmuseum/DE_index_1084.html
Kinder auf der Wippe
Ort: Badergasse 6, Aschaffenburg
Das Foto aus der Ausstellung „Kindheit in Aschaffenburg“ zeigt zwei Aschaffenburger Kinder auf dem Spielplatz am Kornhäuschen, 1960 aufgenommen.
Es schafft einen spannenden Kontrast zum Parkplatz, bringt Leben auf die große Brandwand und erinnert an eigene, unbeschwerte Kindertage.
Straßenkehrer gestern und heute
Ort: Sandkirche, Aschaffenburg
Das Foto von dem Straßenkehrer wurde vor über 100 Jahren genau an dieser Stelle aufgenommen.
Die Straßen- und Stadtreinigung ist eine Tätigkeit, die trotz aller Digitalisierung und Entwicklung von Maschinen,
auch heute noch den Einsatz von Menschen und „Handarbeit“ erfordert.
Das Bild ist nicht zuletzt eine Anerkennung dieser traditionsreichen, oft unterschätzten Tätigkeit.
Begine an der Ruine im Schöntal
Ort: Schöntal, Aschaffenburg
Das Bild erinnert an die Geschichte der Beginen in Aschaffenburg, die mit dem Schöntal und der Ruine der Heilig-Grab-Kirche verbunden ist.
Es ist eine Wertschätzung ihrer wohltätigen Arbeit in der Armen- und Krankenpflege, aber auch ein Hinweis auf den Ursprung des Kirchenbaus und die damit verbundenen Geschichten und Geschichte.
Die Beginen sind eine im 11. Jahrhundert in Belgien gegründete Gemeinschaft frommer Frauen, die ein klosterähnliches, aber keinen Ordensregeln unterworfenes Leben führen. Sie widmen sich der Armen- und Krankenpflege.
Im 13. Jahrhundert gründeten die Beginen eine Niederlassung in Aschaffenburg, seit Ende des 15. Jahrhunderts lebten sie in einem Haus im Tiergarten, dem heutigen Schöntal. Die Heilig-Grab-Kirche wurde 1543-1545 als Teil des Beginenhofs von Erzbischof Albrecht von Brandenburg zu seiner Memorialskirche erweitert und prachtvoll ausgestattet. Zur Vorsteherin des Beginenkonvents ernannte er seine Lebensgefährtin Agnes Pless. Noch vor Fertigstellung der Kirche starb Albrecht von Brandenburg und die wertvolle Ausstattung wurde zur Tilgung seiner Schulden wieder entfernt. Das Gemälde „Die Beweinung Christi“ von Mathias Grünewald wurde in die Stiftskirche gebracht.
Bereits im Schmalkaldener Krieg 1546 und 1552 im Zweiten Markgrafenkrieg wurde die Kirche dann weitestgehend zerstört und die Beginen von den einfallenden Truppen vertrieben. Die verbliebene Kirchenruine wurde 1778 durch Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal und seinen Architekten Emanuel Joseph von Herigoyen als romantische Parkkulisse in den Schöntal-Park integriert.
Junge am Stumpfen Eck
Ort: Herstallstraße, Aschaffenburg
Inmitten des alltäglichen Trubels am stumpfen Eck steht ein Junge aus einer vergangenen Zeit an der Kreuzung.
Wie ein stummer Zeuge des Wandels der Zeit steht er an dem einzigen Haus, das hier erhalten geblieben ist und lädt die Passanten ein, innezuhalten.
Das Bild wurde 1954 aufgenommen.
Auf diesem Photo ist ein Junge um 1900 am Stumpfen Eck zu sehen. (Originalfoto)
Vielen Dank allen, die dieses Projekt unterstützt und ermöglicht haben!