Verleihung der Eichendorff-Plaketten
Acht ausgezeichnete Ortsgruppen des Spessartbunds leisten vorbildliche Arbeit für Umweltschutz und Kulturpflege
Alzenau-Wasserlos. Die höchste staatliche Auszeichnung für Wandervereine ist die Eichendorffplakette. Gleich acht Ortsgruppen aus dem Bereich des Spessartbundes wurden damit nun in einer schönen und würdigen Feier, musikalisch begleitet von „ImTakt“, dem Mandolinenorchester des Wandervereins Alpenrose Mömlingen und dem Männerchor der Hösbacher Wanderlust, im Schlosspark Wasserlos ausgezeichnet.
Die Plakette wird jährlich verliehen, die damit ausgezeichneten Vereine müssen sich um die Pflege und Förderung des Wanderns, des Heimatgedankens und des Umweltbewusstseins verdient gemacht haben. Und mindestens 100 Jahre existieren. Dr. Gerrit Himmelsbach, Vorstand Familie im Spessartbund, nahm darauf Bezug: Irgendwann zwischen 2019 und 2023 waren die nun geehrten Vereine 100 Jahre alt geworden. Zunächst die Trockenheit im Wald, danach die Corona-Pandemie und zuletzt ein Personalengpass im Bundesverwaltungsamt, das die Ehrungsanträge bearbeitet, verhinderten eine Verleihung der Plakette zum jeweiligen 100sten Geburtstag.
Vielfältig aktive Vereine
Was die nunmehr zusammen geehrten Vereine über ihr bloßes langjähriges Bestehen hinaus auszeichnet, zählte Werner Mohr, Vizepräsident des deutschen Wanderverbandes, in seiner Laudatio auf: So weisen Alpenrose Mömlingen und auch Edelweiß Gondsroth übers Jahr ein vielfältiges Veranstaltungsangebot auf. Die Hösbacher Wanderlust ist für ihre Waldfeste und intensive Seniorenarbeit bekannt. Bei den Wanderfreunden Damm organisiert ein eifriges Team das Jahresprogramm und plant dabei häufig Ausflüge auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Gesellschaftsverein Glattbach macht demgegenüber mit vielen Treffs auch unter der Woche und Kletter- und Kanu-Touren von sich reden. Beim Haibacher Spessartverein genießen die Senioren- und Aktivenwanderungen einen guten Ruf. Nicht nur zu Fuß, auch per Rad in Richtung Zukunft unterwegs ist laut Mohr der Radfahr- und Wanderverein Frischauf Königshofen und ähnliches gilt für den Wanderverein Weinspechte Michelbach.
Spessartbund verbindet
Wie Spessartbund-Präsident Prof. Dr. Winfried Bausback in seiner Ansprache ausführte, steht Wandern für eine grenzenlose Tradition: Wandern verbinde Regionen und Länder und insbesondere Menschen. Bausback entdeckte weitere Aspekte: Ihm zufolge wirkt der Spessartbund mit seinen vielen Ortsgruppen auch der modernen Vereinsamung entgegen, hält aber auch den Umweltschutz hoch, unterstützt entschleunigende sportliche Betätigung und pflegt die örtliche Kultur.
Heimatgestaltung über Grenzen hinweg
Abseits staatlich gezogener Grenzen verortete Karin Wolff, ehemalige hessische Kulturministerin und heute Geschäftsführerin des Kulturfonds Rhein-Main, ihren persönlichen Heimat-Begriff. Beispiel dafür sei der Spessart. Heimat müsse gestaltet und geschützt werden, betonte Wolff in ihrer Festansprache, Sie erinnerte an die Historie und die Gründungswelle der Vereine in der Zeit um 1919: Seinerzeit noch unter dem Trauma der Niederlage im Weltkrieg, in wirtschaftlicher Not und unter den unsicheren Verhältnissen der Weimarer Demokratie entstanden, habe sich die Bewegung zum Natur- und Heimaterlebnis als stabil bis heute erwiesen und habe das Potenzial, auch in derzeitigen Krisen Gemeinschaft und Identität zu schaffen.
Text: Dietmar Kempf-Blatt
Fotos: Kilian Steigerwald